Und dann brach ich am Samstag gegen 11:00 Uhr morgens auf, um den werten Abdulai Dumbuya zu besuchen. Den Tip gaben mir Elke und Dietrich aus meiner Gemeinde, die mit ihm befreundet sind. Ich hatte mit Abs (=Abdulai, so nennen ihn alle, ich mittlerweile auch) zuvor schon telefoniert und war eingeladen, den Samstag und den Sonntag mit ihm zu verbringen, Uebernachtung inklusive.
Als ich ankam, wartete ich ein paar Minuten am Bahnhof, bis ein hellgrauer Ford vorfuhr und mich ein freundlicher Afrikaner mit "Are you Sebastian?" begruesste. Ich konterte mit einer Gegenfrage "Are you Abdulai?". Im Auto erklaerte er mir, dass wir "straight" zu einer Party fahren, einem "social event", wie er es nannte. Nach einem kurzen Zwischenstop an einem kleinen Supermarkt gelangten wir schliesslich zum Haus von Rob und seiner Frau. Sie hatten die ganze Gemeinde eingeladen, bei ihnen ein Mittagsmahl sowie Kaffee und Kuchen einzunehmen. Als sich die Tuer zum Wohnzimmer auftat, blickten mir einige lustige Grossmuetterchen entgegen, die sich zum angeregt miteinander unterhielten. Fuer Abs und mich wurden sofort noch zwei Stuehle platziert und wir bedienten uns reichlich am Buffet. waehrend dem Essen lernte ich auch die zwei "german ladies" kennen, auf die mich Abs schon am Telefon hingewiesen hatte. Beide Anfang 30 schaetze waren - soweit ich weiss - ohne Grund vor ein paar Jahren nach England gezogen. Im ersten Moment hatte ich meine Schwierigkeiten, Deutsch zu reden. Abs hatte noch jede Menge Spass mit den Omis, hauptsaechlich scherzten sie ueber das Thema "Losing Weight".
Nach dem Kaffeetrinken machten wir uns dann auch irgendwann auf den Weg zu Abs Wohnung. Wie ihr auf den Bildern seht, ist er behindert und kann nur mit den beiden Kruecken laufen. Trotzdem kriegt er alles wunderbar auf die Reihe. Nach einem kurzen Aufenthalt, in dem er sich im Internet auf den neusten Stand der News brachte und ich mehrere hundert Kanaele seines Fernsehers durchzappte, fuhren wir nach Reading, einer nahegelegenen groesseren Stadt. Im dortigen Kino lief "Casino Royale", die Rumspringszene am Anfang ist klasse. Zuhause zeigte mir Abs auf meinen Wunsch seine gesamten Fotoalben von aller Welt und die jaehrlichen Fotokalender, die er von Stechemessers geschickt bekommt. Dann schauten wir noch ein wenig Fussball, bis Abs um ca 23:45 in sein Schlafzimmer ging, um noch ein wenig Bassspielen zu ueben - morgen wuerde sein grosser Auftritt sein. Am naechsten Morgen betraten wir um ca 10:20 den Schulraum, in dem sich die Gemeinde sonntags immer zum Gottesdienst versammelt. Nach ein paar Liedern und Gebet predigte Rob ueber "How do we respond, when we encounter Jesus?". Nach der Gemeinde unterhielt ich mich noch hier und dort, trank einen schwarzen Tee mit Milch und half ein wenig beim Abbauen des gesamten Musik-Equipments.
Zum Mittagessen zauberte mir Abs ein afrikanisches Gericht: suesse und salzige Kartoffeln, Kraeuter-Baguette, Salat, Reis und eine vorzuegliche Fleisch-Gemuese-Pampe. Im Gegensatz zu ihm passte bei mir nachher noch ein Mueller-Joghurt (gesprochen: Muller-Paddinn) rein.
Die Nachmittagessenszeit nutzten wir zu einer verdauungsfoerdenden Massnahme auf der Couch.
Alles in allem war es ein schoenes Wochenende, es hat gut getan, mal wieder ein paar Glaubensgeschwister zu treffen. Abs ist ein sehr sehr netter Kerl, der laut den zahlreichen Zertifikaten an der Wand seines Flures auch ziemlich viel auf dem Kasten hat (zB Doktor in Philosophie). Kommt davon, wenn man jahrelang nur durch die Welt tourt und studiert, obwohl ich nicht glaube, dass er die Gastfreundschaft an einer Uni gelernt hat...
Hier noch ein paar Bilder:
Abs liest "The Independent"
Dicker 16 geteilt durch 9 Flatscreen mit Fussball drin
Die Schlafcouch, sehr bequem.
Best bass player ever.
Der Gemeinderaum
Selbiger
Obwohl ich nur zwei Tage da war, fiel der Abschied ein wenig schwer.